Über das Netzwerk

Das Forschungsnetzwerk „Geschichte der Bio- und Medizinethik“ (GBME) fördert den interdisziplinären Austausch über bio- und medizinethische Aushandlungsprozesse. Aus historischer Perspektive fragen wir nach deren gesellschaftlichen Bedingungen, sozialen Praktiken und Wandlungen: Was sind Auslöser bioethischer Debatten, wie haben sie sich entwickelt und wer sind die Akteur*innen solcher Auseinandersetzungen? Wie etablierte und institutionalisierte sich die Medizinethik als Disziplin? Und auf welche Weisen wurde und wird lebenswissenschaftliches Handeln retrospektiv bewertet?

Die Mitglieder des Netzwerks interessieren sich besonders für zwei zentrale Arten von Auseinandersetzungen:

  1. Bioethische Debatten, die durch wissenschaftliche, technologische, soziale, ökonomische oder politische Veränderungen angestoßen wurden, diese Prozesse kritisch reflektierten und neue ethische Überlegungen und Standpunkte erforderten. Beispiele sind die Diskussionen über Gentechnik und Reproduktionsmedizin in den 1970er- und 1980er-Jahren, die umfassende ethische und moralische Fragen in der Gesellschaft aufwarfen.

  2. Retrospektive Debatten, die sich mit ethisch relevanten historischen Kontexten und spezifisch mit inhumanen Praktiken (wie den Verbrechen des Nationalsozialismus und anderen körperlichen Zwangsmaßnahmen) auseinandersetzen. Dies umfasst sowohl die zeitgenössischen ethischen Bewertungen solcher Handlungen als auch Fragen dazu, wie sich diese Bewertungen im Laufe der Zeit verändert haben und welche moralischen und rechtlichen Rahmenbedingungen dabei eine Rolle spielten und spielen.

Eine besondere Relevanz erfährt das Netzwerk GBME durch die verknüpfte Betrachtung von Medizingeschichte und bioethischen Debatten im übergeordneten Querschnittsfach „Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin (GTE)“. Hieraus ergibt sich eine weitere Perspektive des Netzwerks: Eine historische Analyse zeitgenössischer moralischer Handlungsrahmen hilft, historische (Unrechts-)Praktiken vor dem Hintergrund der zeitgebundenen Moralvorstellungen präziser zu beurteilen und einen ethischen Anachronismus bei ihrer historischen Aufarbeitung zu vermeiden.

Das Netzwerk ist offen für Wissenschaftler*innen aller Karrierestufen – von Masterstudierenden über Promovierende bis hin zu Postdocs und Professor*innen. Besonders jungen Nachwuchswissenschaftler*innen soll das Netzwerk die Möglichkeit bieten, sich auszutauschen und neue Forschungsimpulse zu gewinnen. Das Netzwerk ist deutschsprachig ausgerichtet, der Forschungsgegenstand umfasst jedoch explizit auch internationale Themen. Unsere Zielsetzung ist es, eine Plattform für den Austausch von Ideen und die Zusammenarbeit über disziplinäre Grenzen hinweg zu schaffen. Das Netzwerk ermöglicht daher den Kontakt von Wissenschaftler*innen aus den Fächern Medizingeschichte und -ethik, Science and Technology Studies, Zeitgeschichte, Philosophie, Soziologie und benachbarten Disziplinen. Die Mitglieder tauschen sich in regelmäßigen Online-Treffen über ihre Forschungsfragen und -ansätze aus, besprechen Werkstattberichte und organisieren Workshops in Präsenz. Hinzu kommen verschiedene Arbeitskreise, in denen man mitwirken kann. Diese umfassen aktuell:

  • AK Organisation Zoom-Treffen
  • AK Workshop in Präsenz
  • AK Öffentlichkeitsarbeit